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Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.

Christina Hanck

Christina Hanck

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Vor mehr als 30 Jahren habe ich das erste Mal aufgeregt vor einer Gruppe von Besuchern im Schloss Charlottenhof gestanden und begeistert die Innenräume gezeigt und erklärt. Und das Ganze an diesem ersten Tag noch achtmal vor jeweils anderen Touristen wiederholt. Am Abend war ich heiser. Viele hunderte Schloss- und Parkführungen folgten. Das Neue Palais, Schloss Sanssouci oder die Neuen Kammern waren echte Heimspiele. Nach der Wende änderte sich Vieles. Ich selbst wurde auch nur noch Besucher in den Schlössern und Gärten. Durch wunderbare Empfehlungen habe ich in den letzten Jahren an einigen Projekten in Sanssouci mitwirken können: im Jagdschloss Grunewald an drei Ausstellungen, in der Bildergalerie an einer Dokumentation und im Neuen Palais an einem Bestandskatalog. So konnte ich immer den „Kontakt“ halten. Zwischendurch hatte ich einen sehr zwiespältigen Blick auf die gegenwärtige Stadtentwicklung Potsdams. Jedoch gibt es immer wieder diese Momente, in denen ich es mehr als verstehen kann, dass die Menschen wegen der Schlösser und Parks, der Seen, der Bauten der Innenstadt nach Potsdam strömen. Einen dieser Momente erlebte ich vor ein paar Tagen beim Besuch des Jan-Boumann-Hauses in der Mittelstraße 8, im Holländischen Viertel. Es war Freitagmittag. Die Räume waren menschenleer und kalt. Aber sie strahlten trotzdem diese wunderbare Atmosphäre aus: Historisches, aber für mich auch Persönliches. Das waren kurze Erinnerungsmomente an die Zeiten, in denen viele Freunde und auch ich, in den alten (nicht besonders sanierten, oft in die Jahre gekommenen) Häusern lebten, stundenlang gemeinsam Wein tranken, künstlerische Ideen oder weltumstürzlerische Pläne schmiedeten. Für diejenigen, die eher Historisches in dem Bild sehen, ist es das Foto mit einem Blick auf Holländisches, das einige Hohenzollern-Herrscher im 17. und 18. Jahrhundert in Potsdam und der Mark Brandenburg errichten ließen und bis heute an einigen Orten erhalten blieb.

 

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Im Jan-Boumann-Haus, Mittelstraße 8. Blick durch das Fenster auf ein gegenüberliegendes Giebelhaus im holländischen Stil.

 

 

 

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Das neue Landtagsschloss ist fertig, fast termingerecht, fast im Kostenrahmen. Am Sonnabend, den 18. Januar, ging über Potsdam eine leuchtende Wintersonne auf. Über den Alten Markt wehte der Klang der Blechbläser, die auf den Stufen der Nikolaikirche standen, und den Eröffnungsgottesdienst für den Landtag ankündigten. Am Tage standen die Menschen Schlange, um das Innere zu besichtigen. Um kurz nach 16 Uhr hatte sich die Menschenmenge so weit aufgelöst, dass ich, neben einigen anderen Besuchern, sofort meine Einlasskarte erhielt. Wie schön! Natürlich war es im Inneren gut gefüllt. Natürlich war das Innere sehr schlicht, neu und nur funktional. Aber die Büros der Abgeordneten standen ebenso weit offen wie der Plenarsaal, und man konnte mit den Politikern, wenn man es wollte, ins Gespräch kommen, oder nur einfach die Couch einsitzen und einen Kaffee trinken. Manche Abgeordnete hatten zwischen das ganze Weiß schon Lieblingsbilder gehängt. Bei der SPD sah ich ein Foto des Gitarre spielenden Willi Brandt. Zurück, vor dem Fortuna-Portal, da gab es Glühwein und Bratwurst und ein wenig Filmdrohne des RBB. Ja, es ist noch ungewohnt, so ein belebter Alter Markt. Ich würde es schade finden, wenn das Gebäude der Fachhochschule abgerissen wird. Neben den Museen, den Touristen, den Abgeordneten, macht es sich doch gut, auch die Studenten auf dem Alten Markt zu behalten. Selbst der Architekt des Landtages, Peter Kulka, könnte sich ein saniertes Beispiel DDR-Architektur am historischen Platz vorstellen. Aber die Barockisierung der Innenstadt wird sich wohl nicht aufhalten lassen. Immerhin spielt die Kunst am Bau des Landtagsschlosses auf ironische Weise mit der neugeschaffenen „Erinnerungsarchitektur“.

 

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Morgensonne am neuen Landtag und der Nikolaikirche.

 

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 Blaue Stunde vor dem Fortuna-Portal des neu eröffneten Landtages.

 

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 Flugkörper am Landtag: Drohne mit einer Kamera.

 

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Kunst am Bau: Das ist kein Schloss. Von Anette Paul aus Potsdam.

 

 

 

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Im Potsdam Museum läuft seit dem 12. Januar die Ausstellung: 1984 Photographie. 60 Schwarz-Weiß-Fotografien von Jürgen Strauss aus dem Jahr 1984, die er in Potsdam und Babelsberg aufgenommen hat. Die Bilder beeindrucken als Zeitzeugnis. Ideologische Bewertung spare ich an der Stelle aus. Das würde ein Buch füllen. 1984 gab es Menschen, die in der DDR glücklich waren, oder zumindest schöne Momente erlebt haben, neben der Stagnation oder Resignation. Die Eröffnungsreden hielten die Direktorin des Museums und die (sogenannte) Zeitzeugin Saskia Hüneke mit bemerkenswerter Reputation. Die Direktorin machte Fehler beim Benennen der historischen Straßen- und anderer Ortsnamen, die Zeitzeugin schlug einen bemerkenswerten erzählerischen Bogen von eigenen positiven Lebensentscheidungen hin zum Ausgesetztsein staatlicher Repressalien.

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Eingang des Potsdam Museums. Linke Seite, Banner mit der Ausstellungsankündigung. (Foto: Andreas Bauer)

 

Was war mein1984? Ich habe zu der Zeit so gut wie gar nicht fotografiert. Es gibt nur ein Dutzend Bilder aus dem Jahr, teilweise von mir jetzt unbekannten Fotografen. Ich war Anfang Januar 1984 in der Berufsschule in Wandlitz bei Berlin. Da ich intensiv Tagebuch geschrieben habe, finden sich einige persönliche Beschreibungen, die über Schilderungen von Verliebtheiten hinausgehen.
Montag, den 2. Januar 84: Dieses Orwell-Jahr! Eigentlich wollte ich sein Buch lesen, aber muß man vielleicht als Zufall ansehen, daß es gerade 1984 ist. (...) Jetzt mache ich meine letzte Hausaufgabe. Für das Fach Sozialistisches Recht eine Karrikatur. Finde ich total affig.
Dienstag, den 3. Januar 84: Wir werden hier in die Zwickmühle genommen, so daß man sich verschließt und nie wieder seine eigene Meinung sagen will. Ich fliege von dieser Schule, wenn ich politisch nicht mehr tragbar bin. Wir hatten heute Sport und plötzlich kam wieder dieser dicke Kerl von der GST (Gesellschaft für Sport und Technik, mit vormilitärischem Charakter) um uns erneut anzuwerben. Man kann es kaum glauben, aber er wünschte uns ein „bombiges neues Jahr“. (...)
Donnerstag, den 5. Januar 84: Wir waren beim Pfarrer. Wir wollten Rat haben wegen der Sache mit dem Heini von der GST. Der Pfarrer war nett, hat aber gerade in dieser Beziehung um den heißen Brei herumgeredet, vielleicht weil wir nicht in der Kirche sind. (...)
Freitag, den 27. Januar 84: Wochenende! Fasching vorbei, anstrengende Tage vorbei, morgen fahre ich nach Potsdam zurück. Mittwoch war ich im Metropoltheater. Donnerstag gab es eine Exkursion nach Berlin, danach Volkshochschule in Potsdam, na und heute der Fasching im Internat. (...)

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Fasching im Internat der DEWAG-Betriebsberufsschule „John Heartfield“ in Wandlitz. Links die Sportlehrerin und die Internatsbetreuerin. Rechts die Autorin im Alter von 19 Jahren. Das Treiben wird mißtrauisch beäugt von drei alten Männern der damaligen Partei- und Staatsführung.  (Foto: Unbekannter Fotograf)

 

 

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Im April letzten Jahres habe ich von einem Ausbildungsprojekt berichtet, bei dem wir mit den Auszubildenden zu selbstgewählten Begriffen mit Farbe und Pinsel gemalt haben. 49 kleine, 25 mm große, quadratische Felder sind jeweils entstanden. Im September gab es dann 24 fertige Blätter mit Wörtern wie Natur, Paradies, Freiheit, Zeitlupenherzen, Film, Rugia, Barock oder Wagnerianer. So konnten jeweils zwei Blätter einen Monat füllen. Nach den üblichen hektischen Phasen des Layouts, des Korrekturlesens, des Druckens und der buchbinderischen Herstellung, war der Kalender trotzdem pünktlich im Dezember fertig. Seit einer Woche ist ein Exemplar mein Begleiter für die nächsten 12 Monate. Da der Kalender im wahrsten Sinne des Wortes sehr kleinteilig ist, hängt er im Flur, an einer Stelle mit viel Licht und ohne Abstand zum Betrachter. Wenn ich richtig gezählt habe, malten 17 Leute mit und fast alle haben einen kleinen Text, auch in Englisch, beigesteuert. Das Wichtigste bei so einem Projekt ist, dass alle Beteiligten ihren Beitrag liefern, technisch und gestalterisch umsetzbar. Im Laufe des Jahres werde ich auf alle Fälle noch einmal das Blatt zum Thema Film genauer vorstellen. Dazu gibt es noch einen Quiz!

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Der Januar startet mit einem Blatt von Antje Waldenburger.

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Die zweite Hälfte des Januar ist von Caroline Schwarz.

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Meine beiden Begriffe sind Barock und Elbe. Sie kommen aber erst im Sommer.

 

 

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