Mit der Schweiz verbindet man landläufig Schokolade und Berge und Banken. Aber es gibt auch das besondere Thema Schrift, das ich mit der Schweiz verbinde. Manchmal, bei einem besonders klar gestalteten Printprodukt murmelt man sich unter Gestaltern zu, dass das eben Schweizer Typografie sei. Und damit ist nicht nur die Verwendung der Schrift Helvetica gemeint ;-) Einer der größten Schriftentwerfer ist Adrian Frutiger. Seine von ihm geschaffene Schrift Frutiger verwende ich sehr oft für Texte, die besonders gut lesbar sein müssen. Verwirrt hat mich daher letztens in der Schweiz die Baustellenbeschilderung des dort ansässigen Bauunternehmens Frutiger, die so gar nicht mit der mir vertrauten Schrift Frutiger zusammenpasst! Irritation der ganz persönlichen Sehgewohnheiten. Ansonsten gab es noch ein paar spezielle Highlights zum Dokumentieren, wie die plastischen Buchstaben im 1970er Jahre Look oder die aufgeschweißten Buchstaben, die plötzlich ganz neue Akzente erhalten.
In Vorbereitung für meinen Workshop „Zeichen setzen!“ bei der Veranstaltung „Stadt für eine Nacht“ in der Potsdamer Schiffbauergasse, am 22. und 23. Juni 2013, habe ich einen Klassiker der Design-Literatur neu gelesen: Adrian Frutiger, Der Mensch und seine Zeichen. Frutiger beschäftigt sich u. a. auch mit Beziehungen zwischen den Formen. „Die Situation der Annäherung, des Anstoßens, der Überschneidung der Formen führen zu Spannungen, Harmonien oder auch Problemstellungen.“ Besonders philosophisch beschreibt er das Yin-und-Yang-Zeichen: „Durch alle Gefühle, Gedanken und Anstrengungen des Menschen, sich selbst und seine Umwelt zu verstehen, begegnen wir immer wieder der Auseinandersetzung mit der Zweiheit, mit der Dualität. Das Bewusstsein über das Leben und den Tod, das Diesseits und das Jenseits, das Gute und das Böse, den Geist und die Materie und alle anderen aus Gegenseitigkeit hervorgerufenen Impulse hat vielfach zu Dogmen, Weltanschauungen, Religionen und Philosophien geführt.“