Der Titel des wohl größten Ölgemäldes der Welt scheint etwas sperrig zu sein. In einigen Geschichtsbüchern wird diese Begrifflichkeit in Anführungszeichen gesetzt und nur als historische Lesart der Geschichtsauffassung der marxistischen Theorie in der DDR verstanden. Oft wird der Begriff gleichgesetzt mit der Reformation. Wenn man sich nach Bad Frankenhausen begibt, auf den dortigen Schlachtberg fährt, immer der Ausschilderung des Panorama-Museums folgend, gelangt man schließlich auf den Parkplatz schon in Sichtweite eines monumentalen Bauwerks. Auch wieder muss ein Begriff erwähnt werden, den ich dieses Mal in Anführungszeichen setze. „Elefantenklo“ sagt der (ost)deutsche Volksmund zur äußeren Hülle des Museums, das als ein Denkmal an den Bauernaufstand und seine Niederlage im Mai 1525 erinnern soll. Im Foyer angekommen, fühlen wir uns eher an den Charme eines Interhotels der 1980er Jahre erinnert. Jedoch werden alle Widersprüche und Zweifel vergessen sein, wenn man das Innere erreicht hat. Es ist ruhig, trotz der Besucher. In der Mitte des Raumes ist es dunkel. Nur das Panorambild ist angeleuchtet und auf mehr als 100 Metern Länge öffnet sich der Rundblick auf die Zeit um 1500. Auf Tausende gemalter Figuren, die versuchen ihr Leben am Ausgang des Mittelalters zu meistern, schauen wir. Der Maler des Bildes ist Prof. Werner Tübke. Mehr als 12 Jahre benötigte er für die Umsetzung der Bildidee vom Studium der historischen Quellen, über das Malen des 1:10 Entwurfes, der Übertragung auf die Leinwand im runden Saal und des anschließenden farbigen Umsetzens. Bei dieser Übertragung hatte er zwar Helfer. Trotzdem hat er in einer Sisyphusarbeit mehr als die Hälfte des monumentalen Bildes allein gemalt. Die Eröffnung des Museums im September 1989 hat der Auftraggeber, die Staatsführung der DDR, noch erlebt. Den Rang eines einzigartigen Museums, auch gegen viele Vorurteile ankämpfend, musste sich das Museum nach der Wende im geeinten Deutschland erst erkämpfen. Es gab auch Pläne es abzureißen oder eine Großdisko dort einzurichten. Hervorhebenswert ist die persönliche Führung, die entlang der gemalten Jahreszeiten wichtige Ereignisse aus der Geschichte und der Bibel erläutert. Ein moderater Eintrittspreis, umfangreiche Wechselausstellungen und ein gutes Museumscafé mit schöner Aussicht laden auch noch zu einem weiteren Besuch ein.
Foto: Andreas Bauer
Foto: Andreas Bauer
Foto: Christina Hanck
Foto: Christina Hanck