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Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.

Christina Hanck

Christina Hanck

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Da der Frühling, das Frische, Grüne, heute noch immer nicht zu sehen war, widmeten wir uns einem Projekt, das eher in eine zurückgezogene, nachdenkliche Zeit gehört. Der ehemalige Friedhof der Kirche von Caputh bei Potsdam ist schon vor vielen Jahren aufgelassen worden. Da sich gegenüber der Kirche das von Touristen oft besuchte Schloss Caputh befindet, kommt es vor, dass einige von ihnen auch den kleinen Kirchpark besuchen und einige der verbliebenen Grabmäler sehen. Aus diesem Grund sollen ein paar Informationen bereitgestellt werden. Für einen Flyer wollten wir diese Grabmäler und Gedenktafeln fotografieren. Neben der Familiengrabstätte der Adelsfamilie von Thümen gibt es u. a. einen Gedenkstein in der Nähe der Kirche mit einer ganz besonders tragischen Geschichte, wie mir der Pfarrer der Gemeinde erzählte. Das Ehepaar Haken hat am 24. April 1945 Selbstmord begangen. Sie haben ihre vier Kinder mit aus dem Leben gerissen. Die beiden älteren Töchter waren zu diesem Zeitpunkt 15 und 13 Jahre alt, die beiden Jungs waren 9 und 6 Jahre alt. Was mag in den Eltern während der letzten Minuten ihres Lebens vorgegangen sein? War es Angst vor der nahenden Roten Armee? Waren beide (promovierte Mediziner) vielleicht überzeugte Nationalsozialisten, die ihr Leben und das ihrer Kinder wie ein Kartenhaus zusammenstürzen sahen? Ich weiß es nicht. Die Inschrift auf dem rauhen Stein ist schon sehr verwittert. Die Namen und die Geburtsdaten sind kaum zu lesen. Mit Wasser und einem mitgebrachten Lappen haben wir versucht, die Farbe (und somit den Kontrast zwischen Schrift und Stein) etwas zu verstärken. Das Bild wird vielleicht die Abbildung zu der Geschichte, die sich hinter diesem Grabstein verbirgt.

 

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Es ist kein Lettering, keine Wortwolke, nicht gestickt, nicht wild gescribbelt. Es ist ein Schrift-Grafik-Gebilde, das unter dem Stichwort: Trends der Typographie, NICHT in der Google-Bildersuche auftaucht. Das Plakat ist schwer lesbar, aber es generiert durch die schwarz-weißen Kontraste maximale Aufmerksamkeit für das 42. Internationale Studentenfilmfestival der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf, in Potsdam-Babelsberg. Beim Warten auf dem Bahnsteig, neben mir stehen Dutzende von Studenten, zieht die Gestaltung jeden Blick auf sich, lenkt ab von Handys und Smartphones, vielleicht. Wenn man sich die Website des Sehsüchte-Filmfestivals ansieht, bemerkt man, dass sich die Buchstabenschlange sogar bewegen kann und neue typographische Spielereien zulässt. Wer hat das Konzept entwickelt?

http://2013.sehsuechte.de/de

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Roter Pfeil, entdeckt an einem Garagentor, in eine Richtung weisend. Nach Osten! Symbolhaft? Oder nur einfach nach rechts zeigend. Eine geschmückte Torangel wurde liebevoll verschönert: Die Pfeilspitze hat Schwung, sie wechselt das Material, ist gemalt von Metall zu Holz, oder umgekehrt? Das Ende des Pfeils trifft genau die überlackierte Schraubenmutter. Das spitze Ende des Pfeils ergibt ein Rhombus, eine Raute, ein Drachenviereck. (Der rote Pfeil weist den Weg zum S-Bahn-Museum am Bahnhof Griebnitzsee.)

 

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Vor einigen Wochen erhielt ich eine Anfrage einer luxemburgischen Studentin, die in Bern studiert. Sie schreibt eine Abschlussarbeit zum Thema: Bilder in der Erinnerungskultur (Bilder als Speicher, Bilder als Erinnerung). Ganz speziell ging es ihr dabei um den Mauerfall im November 1989. Nun wurde ich also Zeitzeugin und ließ mich befragen zu meinen persönlichen Erinnerungen. Vor diesem Termin suchte ich noch in meinen alten Tagbüchern nach Verwertbarem. Schließlich wollte ich meinen Rückblick noch einmal erden. (Irgendwann verwischen persönliche Erinnerungen mit den Bildern, die man aus den Medien gewohnt ist und man ist sich nicht sicher ob man das zu Erzählende auch wirklich erlebt hat.) Völlig überraschend war für mich zu sehen, dass ich im August 1989 (letztmalig vor den historischen Ereignissen) in mein Tagebuch geschrieben habe und erst wieder am 1. Januar 1990 darauf zurückkam. Im September und Oktober ´89 war ich viel auf Reisen und gleichzeitig überschlugen sich dann die Ereignisse. Da war die Maueröffnung zwar das wichtigste Ereignis, aber die Demos gegen das politische System und die Staatssicherheit nahmen einen weiteren großen Raum im Alltag ein. Anscheinend gab es keinen Grund für mich, das akribisch im Tagebuch zu notieren.

Während des Interviews legte mir die Studentin einige Bilder „rund um die Mauer“ vor und ich wählte spontan die Bilder aus, die meinem Erinnerungsbild entsprachen. Nach wie vor erscheinen als Stimmungsbilder des Vergangenen graue und dunkle Novemberbilder in meiner Erinnerung. Wobei das nicht meine damalige Einstellung war oder heute rückblickend meine Stimmungslage war, sondern wirklich nur meine innere Visualisierung der kurzen Herbsttage und langen -nächte. Das einstündige Interview verging unheimlich schnell und auch jetzt drängen sich immer noch einige Erinnerungen auf. Aber ich muss auch sagen, dass es keine einheitliche Erzählkette mehr wird, oder noch nicht ist. Wer weiß, was irgendwann einmal das Langzeitgedächtnis dazu zu sagen hat!

 

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