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Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.

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Am Sonntagvormittag erwartet den Besucher ein fast menschenleeres Museum in der Nonnenstraße in Leipzig-Plagwitz. Dieses ehemalige Leipziger Industrieviertel besitzt als Landmarke einen gewaltigen, fast schloßähnlichen Fabrikkomplex aus der Gründerzeit. Unscheinbar von außen ist dagegen das gegenüberliegende Museum für Druckkunst. Dessen wahre Schätze befinden sich im Inneren der ehemaligen Druckerei, verteilt auf mehrere Ebenen, rund um einen Innhof. Die Räume sind so benannt, wie es die Arbeitsgänge in einer Druckerei einmal vorgaben: Schriftgießerei, Maschinensetzerei, Großer Drucksaal, Holzstichwerkstatt, Handsetzerei und Kleiner Drucksaal. Zur Zeit gibt es im Museum eine Sonderausstellung zur Typographie, d. h. zur Schrift im 21. Jahrhundert. Diese Ausstellung war der eigentliche Grund des Museumsbesuches. Aber die Computerausdrucke moderner Schriften sind weniger reizvoll im Vergleich zu den Erlebnissen der Setz- und Druckmaschinen, die teilweise noch von älteren Druckern vorgeführt werden. So auch am Sonntag. Man kann aber auch selbst ein paar Blätter drucken bzw. abziehen. Die beiden Museumsmitarbeiter vor Ort halten alles bereit: die Druckfarbe, Vorlagen aus Bleisatz und geschnittene Papierbögen. Im Handsatzbereich kann man in alle Schubladen schauen und die wohlgeordneten Bleilettern ansehen und anfassen. Ausgestellte Musiknotenblätter, Holzstiche, Kupferstiche und Lithosteine sind natürlich genauso sehenswert. Besonders faszinierend ist es, wieder daran erinnert zu werden, wie wichtig es für diese handwerklich filigrane Arbeit ist, einen gut ausgeleuchteten Arbeitsplatz zu haben. Das Sonnenlicht war der entscheidende Faktor für einen Stempelschneider oder Holzstecher. Teilweise wurde das Licht noch durch eine mit Wasser gefüllte Glaskugel gebündelt.

http://www.druckkunst-museum.de/

 

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Da der Frühling, das Frische, Grüne, heute noch immer nicht zu sehen war, widmeten wir uns einem Projekt, das eher in eine zurückgezogene, nachdenkliche Zeit gehört. Der ehemalige Friedhof der Kirche von Caputh bei Potsdam ist schon vor vielen Jahren aufgelassen worden. Da sich gegenüber der Kirche das von Touristen oft besuchte Schloss Caputh befindet, kommt es vor, dass einige von ihnen auch den kleinen Kirchpark besuchen und einige der verbliebenen Grabmäler sehen. Aus diesem Grund sollen ein paar Informationen bereitgestellt werden. Für einen Flyer wollten wir diese Grabmäler und Gedenktafeln fotografieren. Neben der Familiengrabstätte der Adelsfamilie von Thümen gibt es u. a. einen Gedenkstein in der Nähe der Kirche mit einer ganz besonders tragischen Geschichte, wie mir der Pfarrer der Gemeinde erzählte. Das Ehepaar Haken hat am 24. April 1945 Selbstmord begangen. Sie haben ihre vier Kinder mit aus dem Leben gerissen. Die beiden älteren Töchter waren zu diesem Zeitpunkt 15 und 13 Jahre alt, die beiden Jungs waren 9 und 6 Jahre alt. Was mag in den Eltern während der letzten Minuten ihres Lebens vorgegangen sein? War es Angst vor der nahenden Roten Armee? Waren beide (promovierte Mediziner) vielleicht überzeugte Nationalsozialisten, die ihr Leben und das ihrer Kinder wie ein Kartenhaus zusammenstürzen sahen? Ich weiß es nicht. Die Inschrift auf dem rauhen Stein ist schon sehr verwittert. Die Namen und die Geburtsdaten sind kaum zu lesen. Mit Wasser und einem mitgebrachten Lappen haben wir versucht, die Farbe (und somit den Kontrast zwischen Schrift und Stein) etwas zu verstärken. Das Bild wird vielleicht die Abbildung zu der Geschichte, die sich hinter diesem Grabstein verbirgt.

 

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Es ist kein Lettering, keine Wortwolke, nicht gestickt, nicht wild gescribbelt. Es ist ein Schrift-Grafik-Gebilde, das unter dem Stichwort: Trends der Typographie, NICHT in der Google-Bildersuche auftaucht. Das Plakat ist schwer lesbar, aber es generiert durch die schwarz-weißen Kontraste maximale Aufmerksamkeit für das 42. Internationale Studentenfilmfestival der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf, in Potsdam-Babelsberg. Beim Warten auf dem Bahnsteig, neben mir stehen Dutzende von Studenten, zieht die Gestaltung jeden Blick auf sich, lenkt ab von Handys und Smartphones, vielleicht. Wenn man sich die Website des Sehsüchte-Filmfestivals ansieht, bemerkt man, dass sich die Buchstabenschlange sogar bewegen kann und neue typographische Spielereien zulässt. Wer hat das Konzept entwickelt?

http://2013.sehsuechte.de/de

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Roter Pfeil, entdeckt an einem Garagentor, in eine Richtung weisend. Nach Osten! Symbolhaft? Oder nur einfach nach rechts zeigend. Eine geschmückte Torangel wurde liebevoll verschönert: Die Pfeilspitze hat Schwung, sie wechselt das Material, ist gemalt von Metall zu Holz, oder umgekehrt? Das Ende des Pfeils trifft genau die überlackierte Schraubenmutter. Das spitze Ende des Pfeils ergibt ein Rhombus, eine Raute, ein Drachenviereck. (Der rote Pfeil weist den Weg zum S-Bahn-Museum am Bahnhof Griebnitzsee.)

 

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