Blog

Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.

3996

Vor einigen Wochen erhielt ich eine Anfrage einer luxemburgischen Studentin, die in Bern studiert. Sie schreibt eine Abschlussarbeit zum Thema: Bilder in der Erinnerungskultur (Bilder als Speicher, Bilder als Erinnerung). Ganz speziell ging es ihr dabei um den Mauerfall im November 1989. Nun wurde ich also Zeitzeugin und ließ mich befragen zu meinen persönlichen Erinnerungen. Vor diesem Termin suchte ich noch in meinen alten Tagbüchern nach Verwertbarem. Schließlich wollte ich meinen Rückblick noch einmal erden. (Irgendwann verwischen persönliche Erinnerungen mit den Bildern, die man aus den Medien gewohnt ist und man ist sich nicht sicher ob man das zu Erzählende auch wirklich erlebt hat.) Völlig überraschend war für mich zu sehen, dass ich im August 1989 (letztmalig vor den historischen Ereignissen) in mein Tagebuch geschrieben habe und erst wieder am 1. Januar 1990 darauf zurückkam. Im September und Oktober ´89 war ich viel auf Reisen und gleichzeitig überschlugen sich dann die Ereignisse. Da war die Maueröffnung zwar das wichtigste Ereignis, aber die Demos gegen das politische System und die Staatssicherheit nahmen einen weiteren großen Raum im Alltag ein. Anscheinend gab es keinen Grund für mich, das akribisch im Tagebuch zu notieren.

Während des Interviews legte mir die Studentin einige Bilder „rund um die Mauer“ vor und ich wählte spontan die Bilder aus, die meinem Erinnerungsbild entsprachen. Nach wie vor erscheinen als Stimmungsbilder des Vergangenen graue und dunkle Novemberbilder in meiner Erinnerung. Wobei das nicht meine damalige Einstellung war oder heute rückblickend meine Stimmungslage war, sondern wirklich nur meine innere Visualisierung der kurzen Herbsttage und langen -nächte. Das einstündige Interview verging unheimlich schnell und auch jetzt drängen sich immer noch einige Erinnerungen auf. Aber ich muss auch sagen, dass es keine einheitliche Erzählkette mehr wird, oder noch nicht ist. Wer weiß, was irgendwann einmal das Langzeitgedächtnis dazu zu sagen hat!

 

b2ap3_thumbnail_13_04_09_interview.jpg

Zuletzt bearbeitet am Weiterlesen
Bewerte diesen Beitrag:
3852

Was hatten heute eine „unechte“ Straße mit Gründerzeitfassaden in Babelsberg und eine echte, gemauerte Häuserzeile im selbigen Stadtteil gemeinsam? Sie waren Drehorte. In die sogenannte Berliner Straße der Filmstudios Babelsberg kann man leider keinen Blick hineinwerfen. Alles ist hermetisch abgeschlossen, zugebaut und zugehängt und Tag und Nacht bewacht. Was Matt Damon und George Clooney dort zu sagen und zu zeigen haben, kann ich somit nicht sagen. Hier, in unserer Wohnung, wurde dagegen mit gutem Rotwein gearbeitet. Gefilmt wurde, wie der Korkenzieher angesetzt wird, der Korken gezogen wird. Der Rotwein in Zeitlupe ins Glas schwappt und natürlich wie das Glas angesetzt wird. Hintergrund für diese kurzen Filmsequenzen ist die Produktion eines neuen Dokumentarfilms für die Serie „Der lange Weg“ beim RBB. Und so heben wir das verbliebene Glas Bordeaux und prosten in Gedanken in Richtung Filmstudios und RBB.

Zum Beitrag.

b2ap3_thumbnail_13_04_08_kamera.jpg

Zuletzt bearbeitet am Weiterlesen
Bewerte diesen Beitrag:
3878

In der Markthalle von Riga riecht es nach Fisch. Es ist nicht nur eine gewöhnliche Markthalle, sondern ein riesiger Zentralmarkt aus fünf ehemaligen Zeppelinhallen, die sich in der Moskauer Vorstadt befinden. Neben all dem Gemüse, den vielen russischen Waren, ja sogar der Kwaswagen ist noch zu finden, sind es die Fischstände, die natürlich neben den Einheimischen auch viele Touristen anlocken. (Warum geht man als Fremder eigentlich immer in Markthallen in den besuchten Städten?) Aber gerade dort ist eine Serie von Bildern entstanden, die zu meinen Lieblingsbildern gehört. Frauen mit Häubchen dekorieren ihre geräucherte Ware wie ein Gesteck oder einen Strauß Blumen um die werte Kundschaft anzulocken. Ich bin fasziniert und fotografiere solange, bis ich missbilligende Blicke bemerke. Zweimal war ich in den letzten Jahren mit Freunden in Riga und zweimal habe ich die Markthalle besucht – jedoch nie einen Fisch mitgenommen. Apropos Kwas, ich habe ja dieses gegorene Getränk nie getrunken, weder in Moskau, Kiew oder Riga. Ich hatte immer Angst um meinen Magen. Aber A. erinnert sich lebhaft an die Kelle aus dem großen Kwas-Tankwagen, aus der alle zu trinken bekamen, wenn der Durst groß war und die Hitze unerträglich, z. B. in Taschkent, in der ehemaligen Sowjetunion.

 

b2ap3_thumbnail_strauss_fische.jpg

 

b2ap3_thumbnail_markthalle_riga.jpg

 

b2ap3_thumbnail_markthalle_kvass.jpg

Zuletzt bearbeitet am Weiterlesen
Bewerte diesen Beitrag:
Markiert in: Mensch Porträt Riga Stadt Urban
3672

Menschen zu fotografieren ist nicht meine Stärke. Trotzdem habe ich es dieses Mal gewagt. Wagen müssen. Noch kurz vor Ostern, und gleich heute, besuchten uns im Berufsbildungswerk zwei Mitglieder des Deutschen Bundestages, zwei Frauen wohlgemerkt. Beide wollten unser Haus kennenlernen, d. h. bestimmte Ausbildungsbereiche wie die Holz- und Metallbearbeitung oder den Bereich Druck und Medien. In den Werkstätten herrscht (fotografisch gesehen) schwieriges, punktuelles Kunstlicht vor. Draußen, beim Spaziergang über das Gelände, war es grau, teilweise schneite es sogar. Also Lichtverhältnisse, die ich nicht so sicher beherrsche. Schwierig natürlich auch, dass sich die Menschen ständig bewegen und man als Fotografin eher vorsichtig aus dem Hintergrund agieren muss. Aber ich hatte Glück: Beide Frauen, Andrea Voßhoff und Cornelia Behm (ich mache jetzt keine Parteienwerbung), waren (scheinbar) ohne Stress ganz auf die Jugendlichen eingestellt. Beide nahmen sich mehr Zeit als ich erwartet hatte, ließen sich von den Jugendlichen in Ruhe verschiedene handwerkliche Arbeitsgänge vormachen und erklären – und was für mich als Amateurfotografin sehr gut war – sie waren ruhig genug und konnten gelassen  Kameras aushalten. Die ausgestrahlte Empathie einzufangen war dann also gar nicht so schwer.

 

b2ap3_thumbnail_13_04_02_vosshoff.jpg

Andrea Voßhoff (MdB), März 2013, Berufsbildungswerk Potsdam

 

b2ap3_thumbnail_13_04_02_cornelia_behm.jpg

Cornelia Behm (MdB), April 2013, Berufsbildungswerk Potsdam

Zuletzt bearbeitet am Weiterlesen
Bewerte diesen Beitrag: