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Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.

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Andreas radelt fast täglich, kurz hinter dem Campus am Neuen Palais der Universität Potsdam, an einer langen Betonmauer vorbei. Diese wird schon seit vielen Jahren von Sprayern, Graffiti- und Street Art-Künstlern genutzt. Die Ergebnisse sind mal mehr oder weniger interessant. Aber vor einigen Tagen gab es ein beeindruckendes Kunstwerk zu sehen. Dieses war etwas Besonderes, da es eine komplette Straßenszene darstellt. Es erinnerte Andreas an die Straßen von Valparaiso in Chile. Schade, dass man so wenig über solche Graffiti-Kunstwerke und die Macher erfährt. Bei so einem durchgestalteten Bild fängt man ja nicht einfach links an und hört rechts auf. Dazu gehört sicherlich eine längere Entwurfsphase. Bald wird dieses temporäre kunstvolle Bild von anderen Street Art-Künstlern übersprüht sein, aber Andreas hat es hier als komplettes Panoramabild für die Nachwelt festgehalten.

 

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Hier ist das komplette Graffiti zu sehen.

 

 

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Die kleine Stadt Luckenwalde am Rande des Flämings war einmal ein Zentrum der Textilindustrie, einige Fabriken waren spezialisiert auf die Herstellung von Hüten. In den 1920er Jahren war Luckenwalde für wenige Jahre auch ein Zentrum für neues Bauen: Wohnsiedlungen entstanden, ein Stadttheater, eine Doppelvolksschule, ein Stadtbad – und ein legendäres Industriebauwerk, die Hutfabrik, entworfen vom Architekten Erich Mendelsohn. Mendelsohn ist berühmt für seinen Einsteinturm in Potsdam. Er selbst soll der Hutfabrik eine viel größere Bedeutung in seinem Schaffen eingeräumt haben als dem Einsteinturm. Gebaut wurde die Hutfabrik von 1922 bis 1923. Sie ist ein herausragendes Beispiel der expressionistischen Architektur in Deutschland. Herausragend – und doch verlassen. Nicht mehr verfallen, Gott sei Dank. Jetzt gab es es die Möglichkeit, für wenige Tage, im Rahmen einer Kunstausstellung der GEDOK, die Fabrikhallen zu besichtigen. (Dank an die Künstler und Kunstförderer, die dieses möglich machten. Sie selbst nahmen es gelassen hin, dass die Besucher strömten, um einen Blick in die beeindruckenden Hallenkonstruktionen zu werfen und die ausgestellte Kunst eher am Rande wahrnahmen.)
Der Hut, das besonders hoch aufragende Dach der Färbereihalle, sitzt wieder so wie es Mendelssohn geplant hatte. Die denkmalgerechte Sanierung der Hallen scheint für uns Laien bis auf einige Details fertig zu sein. Aber was gibt es zur weiteren Nutzung zu sagen? Oder was passiert mit den anderen Gebäuden, die zur Hutfabrik gehören? Allen Beteiligten scheint die Puste ausgegangen zu sein, trotz vieler Fördermillionen von Bund und Land. Nun bleibt nur der Traum von einer Ausstellungshalle zur Architektur der Weimarer Republik im Land Brandenburg.

 

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Mittlerer Teil der Hutfabrik, die Färbereihalle mit der charakteristischen Hutform.

 

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Im Inneren der vierschiffigen Haupthalle.

 

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Das Kessel- und Maschinenhaus ist nur noch eine Ruine. Teile, die sich direkt neben den denkmalgeschützten und sanierten Hallen befinden, sind abgebrannt.

 

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Im Inneren des Kessel- und Maschinenhauses.

 

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Detail der neuen Bauunterlagen.

 

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Es war einmal eine Hutfabrik – vielleicht wird es eines Tages eine überzeugende Nutzung geben.

 

 

 

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Am Wochenende waren wir wieder einmal in der Lausitz, nicht nur Freunde besuchen, sondern auch auf Entdeckungstour. Dieses Mal wollten wir uns den riesigen Landschaftspark Kromlau in der Oberlausitz ansehen, der 200 Hektar groß ist. (Im Vergleich dazu: Der Park Sanssouci ist 289 Hektar groß.) Noch war es nicht sehr herbstlich. Es war regelrecht sommerlich warm. Durch den Park spazierten trotzdem nur eine Handvoll Besucher. Der Pückler-Park in Bad Muskau ist in der Nähe und lockt durch seine Bekanntheit und durch seine architektonischen Highlights mehr Spaziergänger an. Und doch lässt sich gerade an den unbekannten Orten wie in Kromlau das Besondere entdecken. In einem kleinen Café, unmittelbar am Parkrand, saßen wir unter einem Baum, der sehr große weiche Blätter hatte und diese ganz besonderen, ca. 10 cm langen Früchte trug. Und diese leuchteten so verführerisch, dass A. natürlich eine pflückte und wir diese nach Hause mitnahmen. Die Recherche, zu welchem Baum die Frucht gehörte, war Gott sei Dank erfolgreich. Es ist die Frucht einer Schirm-Magnolie.

 

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Die Zeit hat in ungeahnter Vergänglichkeit gewirkt und aus der strahlenden Frucht eine vertrocknete werden lassen. Braun und unansehnlich. Aber dafür hat die Frucht die Samen freigegeben. Kleine, rot-orangefarbene und sehr feste Kerne.  

 

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Foto: Antje Waldenburger.

 

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Potsdam wird immer goldener. In regelmäßigen, zwar größeren, Abständen kommt in dieser Stadt wieder etwas Goldenes dazu. Die Figuren auf den Kuppeln der barocken Gebäude wie die Fortuna, die Caritas oder der Atlas, glänzen und strahlen mit frischem Blattgold. Der sitzende Buddha auf dem Chinesischen Teehaus wird blass dagegen. Nun haben wir sogar wieder eine riesige goldene Krone im Stadtbild, vergittert zwar, aber auch sie hat eine gewisse Strahlkraft auf die Potsdamer. Diese Krone aus der Zeit des preußischen Königs Friedrich Wilhem I. ist Bestandteil der rekonstruierten Wetterfahne der Garnisonkirche (siehe erstes Foto). Und auch das Neue Palais – ziemlich am Ende der Stadt – hat seit einiger Zeit die drei Grazien in Gold zurück und auch sie müssen sie tragen, die goldene Krone aus glorreichen preußischen Zeiten. (Jahrzehntelang taten sie das nur in Kupfergrün.) Aber bei leuchtenden Denkmälern aus der neueren Potsdamer Geschichte hat die Stadt Probleme. Mit „leuchtend“ meine ich nicht nur den oberflächlichen Glanz, sondern gerade auch die Ideen, die der jeweilige Künstler mit seinem Werk verdeutlichen wollte. Einige dieser Installationen und Skulpturen, die Potsdam auch ganz gut zu Gesicht standen, sind bereits in der Versenkung verschwunden. Oder man überlegt, an welchem Ort man sie nach der baldigen Demontage schamhaft verstecken könnte. Eine dieser betroffenen Arbeiten ist noch fest verankert mit dem Bauwerk, für das es geschaffen wurde. Zwar wird es bereits durch Baustellen, Container, Schutt und wild sprießende Essigbäume beeinträchtigt – aber die Diskussion über das von Fritz Eisel in den 1960er Jahren  geschaffene vielteilige Glasmosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ ist durch einen Artikel in den PNN wieder neu entfacht worden. Ich hoffe darauf, dass zumindest klar wird, dass auch Denkmäler aus der jüngeren Vergangenheit erstrahlen müssen, um auch durch ihre Strahlkraft zum differenzierten und abwechslungsreichen Stadtbild beitragen zu können.

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Im Vordergrund: Rekonstruktion der Wetterfahne, die sich auf der Spitze des Turms der Garnisonkirche befand. Im Hintergrund: Teil des Glasmosaiks aus den 1960er Jahren von Fritz Eisel. (Foto Andreas Bauer)

 

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Atlas – eine mythologische Figur. Auf seinen Schultern hält Atlas die Welt.

 

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Wiederaufbau der drei Grazien, die die Krone halten.

 

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Teil des Glasmosaiks, das sich am Gebäude des Potsdamer Rechenzentrums befindet. (Foto: Andreas Bauer)

 

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Drei der 18 gestalteten Felder des Glasmosaiks. (alle drei Fotos: Andreas Bauer)

 

 

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