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Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.

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Potsdam wird immer goldener. In regelmäßigen, zwar größeren, Abständen kommt in dieser Stadt wieder etwas Goldenes dazu. Die Figuren auf den Kuppeln der barocken Gebäude wie die Fortuna, die Caritas oder der Atlas, glänzen und strahlen mit frischem Blattgold. Der sitzende Buddha auf dem Chinesischen Teehaus wird blass dagegen. Nun haben wir sogar wieder eine riesige goldene Krone im Stadtbild, vergittert zwar, aber auch sie hat eine gewisse Strahlkraft auf die Potsdamer. Diese Krone aus der Zeit des preußischen Königs Friedrich Wilhem I. ist Bestandteil der rekonstruierten Wetterfahne der Garnisonkirche (siehe erstes Foto). Und auch das Neue Palais – ziemlich am Ende der Stadt – hat seit einiger Zeit die drei Grazien in Gold zurück und auch sie müssen sie tragen, die goldene Krone aus glorreichen preußischen Zeiten. (Jahrzehntelang taten sie das nur in Kupfergrün.) Aber bei leuchtenden Denkmälern aus der neueren Potsdamer Geschichte hat die Stadt Probleme. Mit „leuchtend“ meine ich nicht nur den oberflächlichen Glanz, sondern gerade auch die Ideen, die der jeweilige Künstler mit seinem Werk verdeutlichen wollte. Einige dieser Installationen und Skulpturen, die Potsdam auch ganz gut zu Gesicht standen, sind bereits in der Versenkung verschwunden. Oder man überlegt, an welchem Ort man sie nach der baldigen Demontage schamhaft verstecken könnte. Eine dieser betroffenen Arbeiten ist noch fest verankert mit dem Bauwerk, für das es geschaffen wurde. Zwar wird es bereits durch Baustellen, Container, Schutt und wild sprießende Essigbäume beeinträchtigt – aber die Diskussion über das von Fritz Eisel in den 1960er Jahren  geschaffene vielteilige Glasmosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ ist durch einen Artikel in den PNN wieder neu entfacht worden. Ich hoffe darauf, dass zumindest klar wird, dass auch Denkmäler aus der jüngeren Vergangenheit erstrahlen müssen, um auch durch ihre Strahlkraft zum differenzierten und abwechslungsreichen Stadtbild beitragen zu können.

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Im Vordergrund: Rekonstruktion der Wetterfahne, die sich auf der Spitze des Turms der Garnisonkirche befand. Im Hintergrund: Teil des Glasmosaiks aus den 1960er Jahren von Fritz Eisel. (Foto Andreas Bauer)

 

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Atlas – eine mythologische Figur. Auf seinen Schultern hält Atlas die Welt.

 

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Wiederaufbau der drei Grazien, die die Krone halten.

 

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Teil des Glasmosaiks, das sich am Gebäude des Potsdamer Rechenzentrums befindet. (Foto: Andreas Bauer)

 

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Drei der 18 gestalteten Felder des Glasmosaiks. (alle drei Fotos: Andreas Bauer)

 

 

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Sonntagnachmittag, zum Abschluss unserer Sommerreise, spazierten wir durch das tschechische Marienbad. Mondän, verspielt und auch romantisch strahlten die Arkaden und Hotels im Sonnenschein. Erst im Nachhinein wurde mir klar, dass in diesem Kurort vor fast zweihundert Jahren auch schon Goethe weilte und sich dort noch einmal gegen Ende seines Lebens in eine junge Frau, Ulrike von Levetzow, verliebte. Und so gibt es an dieser Stelle einen Auszug aus der Marienbader Elegie, mit der Goethe seine letzte, nicht erwiderte, Liebe verarbeitete:

So quellt denn fort! und fließet unaufhaltsam;
Doch nie geläng's, die innre Glut zu dämpfen!
Schon rast's und reißt in meiner Brust gewaltsam,
Wo Tod und Leben grausend sich bekämpfen.
Wohl Kräuter gäb's, des Körpers Qual zu stillen;
Allein dem Geist fehlt's am Entschluß und Willen,

Fehlt's am Begriff: wie sollt er sie vermissen?
Er wiederholt ihr Bild zu tausend Malen.
Das zaudert bald, bald wird es weggerissen,
Undeutlich jetzt und jetzt im reinsten Strahlen;
Wie könnte dies geringstem Troste frommen,
Die Ebb und Flut, das Gehen wie das Kommen?

 

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Wasserspiele im Kurpark.

 

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In der Arkade, gebaut im Jahr 1869, mittels einer gusseisernen Konstruktion.

 

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Traditionell wird das Wasser der verschiedenen Quellen aus einem speziellen Becher getrunken. 

 

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Vor mehr als 30 Jahren habe ich das erste Mal aufgeregt vor einer Gruppe von Besuchern im Schloss Charlottenhof gestanden und begeistert die Innenräume gezeigt und erklärt. Und das Ganze an diesem ersten Tag noch achtmal vor jeweils anderen Touristen wiederholt. Am Abend war ich heiser. Viele hunderte Schloss- und Parkführungen folgten. Das Neue Palais, Schloss Sanssouci oder die Neuen Kammern waren echte Heimspiele. Nach der Wende änderte sich Vieles. Ich selbst wurde auch nur noch Besucher in den Schlössern und Gärten. Durch wunderbare Empfehlungen habe ich in den letzten Jahren an einigen Projekten in Sanssouci mitwirken können: im Jagdschloss Grunewald an drei Ausstellungen, in der Bildergalerie an einer Dokumentation und im Neuen Palais an einem Bestandskatalog. So konnte ich immer den „Kontakt“ halten. Zwischendurch hatte ich einen sehr zwiespältigen Blick auf die gegenwärtige Stadtentwicklung Potsdams. Jedoch gibt es immer wieder diese Momente, in denen ich es mehr als verstehen kann, dass die Menschen wegen der Schlösser und Parks, der Seen, der Bauten der Innenstadt nach Potsdam strömen. Einen dieser Momente erlebte ich vor ein paar Tagen beim Besuch des Jan-Boumann-Hauses in der Mittelstraße 8, im Holländischen Viertel. Es war Freitagmittag. Die Räume waren menschenleer und kalt. Aber sie strahlten trotzdem diese wunderbare Atmosphäre aus: Historisches, aber für mich auch Persönliches. Das waren kurze Erinnerungsmomente an die Zeiten, in denen viele Freunde und auch ich, in den alten (nicht besonders sanierten, oft in die Jahre gekommenen) Häusern lebten, stundenlang gemeinsam Wein tranken, künstlerische Ideen oder weltumstürzlerische Pläne schmiedeten. Für diejenigen, die eher Historisches in dem Bild sehen, ist es das Foto mit einem Blick auf Holländisches, das einige Hohenzollern-Herrscher im 17. und 18. Jahrhundert in Potsdam und der Mark Brandenburg errichten ließen und bis heute an einigen Orten erhalten blieb.

 

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Im Jan-Boumann-Haus, Mittelstraße 8. Blick durch das Fenster auf ein gegenüberliegendes Giebelhaus im holländischen Stil.

 

 

 

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Der Blick zur Decke in einem alt-ehrwürdigen Bahnhofsgebäude wird oft durch beeindruckende Aussichten belohnt. Kuppeln, die eher an Kathedralen erinnern oder an Theater, sind das Herzstück solcher Profanbauten, neben den filigran überdachten Bahnsteigen. Diese Bahnhofshalle erinnert sogar an das antike römische Pantheon, zumindest was die farbige Struktur der Kuppel betrifft. Die alltägliche Nutzung der Bahnhofshalle wird geradezu demonstriert durch die Lampe, die wie eine überdimensionale Diskokugel aussieht, und mehrere dramatisch wirkende Schatten wirft. Das ist ein beeindruckender architektonischer Kontrast. Das Lichtspiel ist im Bahnhofsaal des Bahnhofs Basel Bad zu entdecken.

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Ein äußerst geschichtsträchtiger Bahnhof, der auch heute noch die Merkwürdigkeiten kleiner und großer Grenzverläufe zeigt, ist der Bahnhof außerdem. So liegt der Bahnhof Basel Badischer Bahnhof zwar auf schweizerischem Territorium, gehört aber der Deutschen Bahn. Staatsverträge regeln nach wie vor die Vorgehensweise für Zoll, Polizei, Güterverkehr usw. zwischen der Schweiz und Deutschland. Zwischen 1933 und 1945 gab es strenge Kontrollen und Regelungen von deutscher Seite aus. „Der Verkehr zwischen Weil am Rhein und Lörrach wurde über die sogenannte Umgehungsbahn auf deutschem Gebiet umgeleitet, die Züge zur Hochrheinbahn verkehrten ohne Halt auf den Gütergleisen hinter der Haupthalle des Badischen Bahnhofs. Dabei mussten Fenster und Türen geschlossen bleiben, und während der Durchfahrt durch die Schweiz wurde der Zug von SS-Wachen begleitet, nachdem es auf Schweizer Gebiet mehrfach zu Fluchtversuchen gekommen war.“ (Wikipedia) Ein bißchen erinnert mich das an die anachronistischen Zustände des Bahnhofs Friedrichstraße während des Kalten Krieges und bis zur Maueröffnung. Der Beförderungsalltag musste weitergehen, egal welche Gesellschaftssysteme sich gegenüberstanden. Echte (hundertprozentige) Grenzen ließen und lassen sich wohl nicht so einfach in Europa verwirklichen. Es sei denn, man kappt die komplette urbane Infrastruktur.

 

 

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