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Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.

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Wenn man im Süden von Potsdam, vom Drewitzer Nuthedamm kommend, in Richtung Industriegebiet fährt, entdeckt man kurz hinter der Nuthebrücke, auf der rechten Seite, auf einem städtischen Bauhof, ein Denkmal, das viele Jahrzehnte (von 1977 - 2010) im Zentrum der Stadt an exponierter Stelle stand. (Im Zuge von Bauarbeiten wurde das Kunstwerk der Ostmoderne abgebaut.) Es sind die Einzelteile der „Transparenten Weltkugel“ von Günter Junge. Es ist ein trauriger Anblick, der sich einem bietet. Direkt am Zaun gelagert, von keiner Plane geschützt, sieht es aus, als stünde das Denkmal kurz vor der Verschrottung. Teilweise liegen auf den schön geformten Buchstaben auch schon halbe Baumstämme. Dabei gibt die Stadt Potsdam für dieses Denkmal einen Standort an, der so gar nicht mit der Realität übereinstimmt! In der Broschüre „Kunst im öffentlichen Raum – Potsdamer Innenstadt“ wird als neuer Ort der Hof des Oberstufenzentrums am Ulanenweg angegeben. Schade ist es um dieses Kunstwerk. Die „Transparente Weltkugel“ besteht aus zwei Zitaten. Die 11. Feuerbachthese von Karl Marx: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ und der Schlusssatz aus Goethes Faust (II.Teil): „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis.“ sind miteinander verbunden und bilden die Kugelform. In der erwähnten (sehr lesenswerten) Broschüre beschreibt der Autor Dirk Alexander Schermer auch den philosophischen Kern. „Die Zitate werden zum Sinnbild des immerzu strebenden schöpferischen Menschen und dass Vergängliches ein Gleichnis für Wissen und Macht ist, welches Neues erschaffen kann, wenn man die richtigen Schlüsse zieht.“

 

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Bauhaus-Feste haben eine lange, aber auch lang unterbrochene Tradition. Bereits in den 1920er Jahren erlebte man in Dessau die Bauhaus-Studenten und Bauhaus-Meister, die mit Musik, Tanz, Film, Masken, Kostümen und Fotografie ihre Feste inszenierten. Seit 1997 gibt es neue Bauhaus-Feste in Dessau. Das Thema in diesem Jahr war „Kollektives Blau“. Zufällig hatten wir davon erfahren. (Förderale Strukturen haben oft den Nachteil, dass Vieles was außerhalb der Grenzen des eigenen Bundeslandes in den Bereichen Kunst und Kultur geschieht, selten auch bekannt wird.) Aber dieses Mal hatten wir Glück: Dessau ist nicht weit weg von Potsdam und lockt nicht nur mit dem Bauhaus. Auch mit den unvergleichlich schönen Gartenanlagen in und um Dessau. Und so stand das Ziel für einen Wochenendausflug fest.

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Der Freitagabend, der erste Abend des Bauhaus-Festes, ist der ruhigere Abend. Ganz in Ruhe kann man durch das Bauhaus schlendern, sich in einer Art Preview die Licht-, Musik- und Videoinstallationen ansehen. Neben der Farbe Blau war es die Musik „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski, die die temporären Kunstwerke auf mehreren Ebenen begleitete. Mal wurde es als Jazz-Variation eingespielt oder in der Synthesizer-Bearbeitung von Isao Tomita. Im Theatersaal stellte der Künstler Wolfgang Rätz dazu eine verkleinerte Bildkomposition von Wassily Kandinsky vor, die Kandinsky 1928 in Dessau zu Mussorgskis Musik uraufführte.

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Herrlich war es, das Bauhaus so lebendig zu erleben, nicht mehr museal, sondern in Aktion. Es gab eine schräge Bauhaus-Kapelle mit selbst gebauten verrückten Instrumenten. Dazu wurde modern getanzt, in Kostümen, die (vielleicht) an Oskar Schlemmers Triadisches Ballett erinnerten. Eine Entdeckung für mich war der Einblick in die Geschichte und die Arbeit des slowakischen „Bauhauses“ (1928-1939) durch eine kleine Gastausstellung aus Bratislava. Der Höhepunkt und Abschluss des Abends waren natürlich die Licht-Video-Projektionen, die sich über Teile der Fassade des Bauhauses zogen und uns in den Bann zogen.

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Alle Fotos (außer das zweite Bild von oben): Andreas Bauer.

 

 

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Das Leben in Neubaugebieten, speziell in den sogenannten Plattenbaugebieten aus DDR-Zeiten, ist mit vielen Vorurteilen behaftet. Und so war die Vorstellung sehr ambivalent, ein Kunstfestival gerade in diesem ehemaligen DDR-Neubaugebiet Drewitz anzusehen. Das Kunstfestival Localize nutzte bisher alljährlich eher leerstehende Gebäude oder brach liegende Flächen im Stadtzentrum von Potsdam. Aber nun ging es an diesem sommerlichen Wochenende nach Drewitz, ehemals ein kleines Dörfchen, auf dessen umliegenden Feldern in den 1980er Jahren die Platten hochgezogen wurden. Das sommerliche Wetter und die Ankündigungen der Künstler lockten mich nun nach Drewitz. Es war nicht nur die reine künstlerische Neugierde, die mich nach Drewitz trieb, sondern auch die Erinnerung an die Vergangenheit. Denn ich kenne das Leben sowohl in meinem ehemaligen (Heimat)-Dorf als auch in diesem Wohngebiet. Einige Jahre habe ich mit meinen Kindern in Drewitz gelebt. Ich selbst habe zwar irgendwann die Tage gezählt bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich aus diesem Wohngebiet wieder verschwinden durfte. Aber das Leben in dem Neubaugebiet hatte auch Vorteile: großzügige Spielplätze, grüner und vielfältiger als man denkt, Kitas, eine tolle Schule mit engagierten Lehrerinnen, kurze Einkaufswege und viele andere Kinder. Aber zurück zur Kunst. Bevor es richtig los ging, gab es erst einmal einen erfrischenden Cidre. Sehr ungewöhnlich in dieser Umgebung, aber schön. Einige der Drewitzer Einwohner nutzten die Gunst der Stunde ebenfalls und genossen die lockere Atmosphäre. Andere blieben allerdings in ihrer Wohngebietsgaststätte. Nach einigen Eröffnungsreden konnten wir Besucher uns dann endlich die vielen verschiedenen Ausstellungen, Installationen und Filme ansehen. Die Wohnungsgesellschaft ProPotsdam hatte einige leere Wohnungen zur Verfügung gestellt, die von den Künstlern auf vielfältige Art und Weise genutzt werden konnten. Für mich war es nicht nur die Kunst, die faszinierte, sondern auch die Wohnräume an sich, mit all den (selbst erlebten) Unzulänglichkeiten.

 

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Andreas radelt fast täglich, kurz hinter dem Campus am Neuen Palais der Universität Potsdam, an einer langen Betonmauer vorbei. Diese wird schon seit vielen Jahren von Sprayern, Graffiti- und Street Art-Künstlern genutzt. Die Ergebnisse sind mal mehr oder weniger interessant. Aber vor einigen Tagen gab es ein beeindruckendes Kunstwerk zu sehen. Dieses war etwas Besonderes, da es eine komplette Straßenszene darstellt. Es erinnerte Andreas an die Straßen von Valparaiso in Chile. Schade, dass man so wenig über solche Graffiti-Kunstwerke und die Macher erfährt. Bei so einem durchgestalteten Bild fängt man ja nicht einfach links an und hört rechts auf. Dazu gehört sicherlich eine längere Entwurfsphase. Bald wird dieses temporäre kunstvolle Bild von anderen Street Art-Künstlern übersprüht sein, aber Andreas hat es hier als komplettes Panoramabild für die Nachwelt festgehalten.

 

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Hier ist das komplette Graffiti zu sehen.

 

 

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