Vor einiger Zeit habe ich einen Bildband mit eigenen Fotos aus Lissabon gestaltet. In der kleinen Vorschau ist nur ein Teil der Abbildungen zu sehen. Mit dem Anbieter Blurb, bei dem man Fotobücher drucken lassen kann und der Gestaltungsmöglichkeiten mit InDesign zulässt, bin ich ziemlich zufrieden. (Zur Anzeige benötigt man den Flashplayer.)
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Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.
An einem roh wirkenden Gebäude aus Beton in Berlin-Adlershof, entdeckte ich diese Treppe nach oben. Durch einen leichten Dreh beim Fotografieren entschwindet die Tür am Ende der Treppe und übrig bleibt der Weg nach OBEN. Das Bauwerk selbst ist der sogenannte Trudelturm, ein technisches Denkmal aus der Luftfahrtforschung, gebaut in den 1930er Jahren.
Der Blick zur Decke in einem alt-ehrwürdigen Bahnhofsgebäude wird oft durch beeindruckende Aussichten belohnt. Kuppeln, die eher an Kathedralen erinnern oder an Theater, sind das Herzstück solcher Profanbauten, neben den filigran überdachten Bahnsteigen. Diese Bahnhofshalle erinnert sogar an das antike römische Pantheon, zumindest was die farbige Struktur der Kuppel betrifft. Die alltägliche Nutzung der Bahnhofshalle wird geradezu demonstriert durch die Lampe, die wie eine überdimensionale Diskokugel aussieht, und mehrere dramatisch wirkende Schatten wirft. Das ist ein beeindruckender architektonischer Kontrast. Das Lichtspiel ist im Bahnhofsaal des Bahnhofs Basel Bad zu entdecken.
Ein äußerst geschichtsträchtiger Bahnhof, der auch heute noch die Merkwürdigkeiten kleiner und großer Grenzverläufe zeigt, ist der Bahnhof außerdem. So liegt der Bahnhof Basel Badischer Bahnhof zwar auf schweizerischem Territorium, gehört aber der Deutschen Bahn. Staatsverträge regeln nach wie vor die Vorgehensweise für Zoll, Polizei, Güterverkehr usw. zwischen der Schweiz und Deutschland. Zwischen 1933 und 1945 gab es strenge Kontrollen und Regelungen von deutscher Seite aus. „Der Verkehr zwischen Weil am Rhein und Lörrach wurde über die sogenannte Umgehungsbahn auf deutschem Gebiet umgeleitet, die Züge zur Hochrheinbahn verkehrten ohne Halt auf den Gütergleisen hinter der Haupthalle des Badischen Bahnhofs. Dabei mussten Fenster und Türen geschlossen bleiben, und während der Durchfahrt durch die Schweiz wurde der Zug von SS-Wachen begleitet, nachdem es auf Schweizer Gebiet mehrfach zu Fluchtversuchen gekommen war.“ (Wikipedia) Ein bißchen erinnert mich das an die anachronistischen Zustände des Bahnhofs Friedrichstraße während des Kalten Krieges und bis zur Maueröffnung. Der Beförderungsalltag musste weitergehen, egal welche Gesellschaftssysteme sich gegenüberstanden. Echte (hundertprozentige) Grenzen ließen und lassen sich wohl nicht so einfach in Europa verwirklichen. Es sei denn, man kappt die komplette urbane Infrastruktur.
Es gab Jahre meines Lebens, nämlich die vor 1989, aber auch noch die Jahre als die große Arbeitslosenwelle durch einzelne östliche Landstriche rollte, da mied ich bestimmte Regionen des mich umgebenden Landes. Historisches erfreute mich mehr (als das damals Gegenwärtige). Die Altstadt von Görlitz gewann gegen Lauchhammer. Das Bauhaus in Dessau behielt die Oberhand vor Eisenhüttenstadt. In den letzten Jahren bedauerte ich oft, dass ich nicht wenigstens mal einen Blick dahin geworfen habe, wo das Überleben der kleinen DDR im tagtäglichen Kampf gesichert wurde. (Mit Umweltzerstörung und miesen Arbeitsbedingungen bezahlt.) Heute sind vieler dieser Industriestandorte entweder Brachen, Ruinen oder touristische Ausflugsziele. Einige, technologisch außergewöhnliche Betriebe, sind Museen geworden. Manchmal werden diese liebevoll betreut von kleinen Vereinen, deren Mitwirkende ehemalige Mitarbeiter des produzierenden Industriebetriebes waren und aus erster Hand berichten können. Lauchhammer im Süden Brandenburgs ist so ein Ort, den ich erst kennenglernt habe durch Bilder der restaurierten backsteinernen Biotürme und Berichte über das Kunstgussmuseum. Von Braunkohleverarbeitung in Brikettfabriken, Kokerei, Metallverarbeitung und Maschinenverarbeitung künden heute dort noch Museen. Selbst die noch produzierende Kunstgießerei Lauchhammer hat etwas Museales. An einem sonnigen Sonnabendnachmittag wird man nach dem Klingeln ins Kunstgussmuseum eingelassen und kann dann in Ruhe und Einsamkeit die Modelle der Skulpturen betrachten. Historisches ist es auf alle Fälle. Einträchtig stehen sie nebeneinander in den Regalen: die verschiedenen Varianten der Bismarcks, Moltkes, Thälmanns, Piecks oder Lenins. Dazwischen gibt es Antikes wie die Göttin Athene oder den Betenden Knaben. Alles „Ikonen“ vergangener Weltbilder! Wunderschön und zeitlos sind dagegen die Tierplastiken. Auch die Sonderausstellung mit Bronzeplastiken von DDR-Bildhauern strahlt große Würde aus, da der Mensch im Mittelpunkt steht. In der benachbarten Gießerei wurden wir ganz selbstverständlich auch noch durch alle Produktionsräume geführt und konnten sogar einen Blick auf gerade fertig gewordene Denkmäler werfen. (Eines davon wird demnächst auch in Potsdam stehen.)
Modellkopf Wilhelm Pieck.
Statuette Dante Aligheri.
Blick in eines der Regale des Schaudepots mit Modellen.
Anschließend sahen wir uns noch die Biotürme an, eine industrielle Anlage aus den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts, in der phenolhaltiges Wasser gereinigt wurde. Einsam stehen sie da auf weitem Land. Das Industriedenkmal wirkt durch das Rot der Backsteine und die Form der Türme wie eine großartige mittelalterliche Burganlage.
Biotürme mit neu angesetzter Aussichtskanzel. (Foto: Andreas Bauer)
Alles andere dieser Industrieanlage wurde abgerissen. Die Brache ist aufgefüllt mit endlos scheinenden Solaranlagen. Sie scheinen leise vor sich hin zu summen. Saubere Energiegewinnung ist das auf alle Fälle. Nur reicht es nicht, die jüngere Bevölkerung von Lauchhammer, die seit Jahren an anderen Orten nach Arbeit und Perspektive sucht, in der Brandenburger Region zu halten.
Umgebung der Biotürme.