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Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.

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Am Sonntagvormittag erwartet den Besucher ein fast menschenleeres Museum in der Nonnenstraße in Leipzig-Plagwitz. Dieses ehemalige Leipziger Industrieviertel besitzt als Landmarke einen gewaltigen, fast schloßähnlichen Fabrikkomplex aus der Gründerzeit. Unscheinbar von außen ist dagegen das gegenüberliegende Museum für Druckkunst. Dessen wahre Schätze befinden sich im Inneren der ehemaligen Druckerei, verteilt auf mehrere Ebenen, rund um einen Innhof. Die Räume sind so benannt, wie es die Arbeitsgänge in einer Druckerei einmal vorgaben: Schriftgießerei, Maschinensetzerei, Großer Drucksaal, Holzstichwerkstatt, Handsetzerei und Kleiner Drucksaal. Zur Zeit gibt es im Museum eine Sonderausstellung zur Typographie, d. h. zur Schrift im 21. Jahrhundert. Diese Ausstellung war der eigentliche Grund des Museumsbesuches. Aber die Computerausdrucke moderner Schriften sind weniger reizvoll im Vergleich zu den Erlebnissen der Setz- und Druckmaschinen, die teilweise noch von älteren Druckern vorgeführt werden. So auch am Sonntag. Man kann aber auch selbst ein paar Blätter drucken bzw. abziehen. Die beiden Museumsmitarbeiter vor Ort halten alles bereit: die Druckfarbe, Vorlagen aus Bleisatz und geschnittene Papierbögen. Im Handsatzbereich kann man in alle Schubladen schauen und die wohlgeordneten Bleilettern ansehen und anfassen. Ausgestellte Musiknotenblätter, Holzstiche, Kupferstiche und Lithosteine sind natürlich genauso sehenswert. Besonders faszinierend ist es, wieder daran erinnert zu werden, wie wichtig es für diese handwerklich filigrane Arbeit ist, einen gut ausgeleuchteten Arbeitsplatz zu haben. Das Sonnenlicht war der entscheidende Faktor für einen Stempelschneider oder Holzstecher. Teilweise wurde das Licht noch durch eine mit Wasser gefüllte Glaskugel gebündelt.

http://www.druckkunst-museum.de/

 

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Unter dem Motto „Zerstörte Vielfalt“ wird in diesem Jahr von Januar bis November an die Zeitspanne 1933 bis 1938 des Nationalsozialismus in Berlin erinnert. Beeindruckend ist die Open Air-Ausstellung vor dem Lustgarten im Zentrum von Berlin. Mehr als zwei Meter große Säulen stehen direkt zwischen den Bushaltestellen an der Karl-Liebknecht-Straße und der beginnenden Rasenfläche vor dem Alten Museum. Ein langer Strom von Touristen fließt direkt an den litfassartigen Säulen vorbei. Leider muss man sich zwischen den Wartenden an den Haltestellen und den Touristen hindurchdrängeln um sich die Ausstellung anzusehen, die Säulen mit den Fotografien der dargestellten Persönlichkeiten stehen sehr dicht. Die Porträts sind gut ausgewählt. Frauen und Männer scheinen uns direkt anzusehen. Ein kurzer Text auf Deutsch und Englisch fasst ihre Lebensleistung und ihr Schicksal zusammen. „Die Ausstellung zeigt eindringlich, wie die gesellschaftliche Vielfalt und kulturelle Avantgarde der Großstadt durch die Nationalsozialisten nach 1933 in beispiellosem Tempo zerstört wurden.“ (Zitat aus dem Katalog des Deutschen Historischen Museums zur Ausstellung.) Trotz Kälte und Wind haben wir mehr als eine Stunde gebraucht um alles anzusehen. Obwohl ich viele Persönlichkeiten kannte, hat mich trotzdem wieder erschüttert, zu sehen mit welcher Konsequenz Menschen vertrieben, eingesperrt und vernichtet wurden. „Erfolgreiche Karrieren wurden gewaltsam beendet, hoffnungsvolle Talente konnten sich nicht mehr entfalten. An der Stelle einer bunten, international geprägten Kultur trat nun die Gleichschaltung aller kulturellen Aktivitäten.“ (Zitat aus dem Katalog des Deutschen Historischen Museums zur Ausstellung.) Im Deutschen Historischen Museum (Pei-Bau) gibt es eine (kostenfreie) Ausstellung über die gesellschaftliche und politische Entwicklung vom 30. Januar 1933 bis zum 9. November 1938.

 

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