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Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.

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Vor einigen Wochen erhielt ich eine Anfrage einer luxemburgischen Studentin, die in Bern studiert. Sie schreibt eine Abschlussarbeit zum Thema: Bilder in der Erinnerungskultur (Bilder als Speicher, Bilder als Erinnerung). Ganz speziell ging es ihr dabei um den Mauerfall im November 1989. Nun wurde ich also Zeitzeugin und ließ mich befragen zu meinen persönlichen Erinnerungen. Vor diesem Termin suchte ich noch in meinen alten Tagbüchern nach Verwertbarem. Schließlich wollte ich meinen Rückblick noch einmal erden. (Irgendwann verwischen persönliche Erinnerungen mit den Bildern, die man aus den Medien gewohnt ist und man ist sich nicht sicher ob man das zu Erzählende auch wirklich erlebt hat.) Völlig überraschend war für mich zu sehen, dass ich im August 1989 (letztmalig vor den historischen Ereignissen) in mein Tagebuch geschrieben habe und erst wieder am 1. Januar 1990 darauf zurückkam. Im September und Oktober ´89 war ich viel auf Reisen und gleichzeitig überschlugen sich dann die Ereignisse. Da war die Maueröffnung zwar das wichtigste Ereignis, aber die Demos gegen das politische System und die Staatssicherheit nahmen einen weiteren großen Raum im Alltag ein. Anscheinend gab es keinen Grund für mich, das akribisch im Tagebuch zu notieren.

Während des Interviews legte mir die Studentin einige Bilder „rund um die Mauer“ vor und ich wählte spontan die Bilder aus, die meinem Erinnerungsbild entsprachen. Nach wie vor erscheinen als Stimmungsbilder des Vergangenen graue und dunkle Novemberbilder in meiner Erinnerung. Wobei das nicht meine damalige Einstellung war oder heute rückblickend meine Stimmungslage war, sondern wirklich nur meine innere Visualisierung der kurzen Herbsttage und langen -nächte. Das einstündige Interview verging unheimlich schnell und auch jetzt drängen sich immer noch einige Erinnerungen auf. Aber ich muss auch sagen, dass es keine einheitliche Erzählkette mehr wird, oder noch nicht ist. Wer weiß, was irgendwann einmal das Langzeitgedächtnis dazu zu sagen hat!

 

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Unter dem Motto „Zerstörte Vielfalt“ wird in diesem Jahr von Januar bis November an die Zeitspanne 1933 bis 1938 des Nationalsozialismus in Berlin erinnert. Beeindruckend ist die Open Air-Ausstellung vor dem Lustgarten im Zentrum von Berlin. Mehr als zwei Meter große Säulen stehen direkt zwischen den Bushaltestellen an der Karl-Liebknecht-Straße und der beginnenden Rasenfläche vor dem Alten Museum. Ein langer Strom von Touristen fließt direkt an den litfassartigen Säulen vorbei. Leider muss man sich zwischen den Wartenden an den Haltestellen und den Touristen hindurchdrängeln um sich die Ausstellung anzusehen, die Säulen mit den Fotografien der dargestellten Persönlichkeiten stehen sehr dicht. Die Porträts sind gut ausgewählt. Frauen und Männer scheinen uns direkt anzusehen. Ein kurzer Text auf Deutsch und Englisch fasst ihre Lebensleistung und ihr Schicksal zusammen. „Die Ausstellung zeigt eindringlich, wie die gesellschaftliche Vielfalt und kulturelle Avantgarde der Großstadt durch die Nationalsozialisten nach 1933 in beispiellosem Tempo zerstört wurden.“ (Zitat aus dem Katalog des Deutschen Historischen Museums zur Ausstellung.) Trotz Kälte und Wind haben wir mehr als eine Stunde gebraucht um alles anzusehen. Obwohl ich viele Persönlichkeiten kannte, hat mich trotzdem wieder erschüttert, zu sehen mit welcher Konsequenz Menschen vertrieben, eingesperrt und vernichtet wurden. „Erfolgreiche Karrieren wurden gewaltsam beendet, hoffnungsvolle Talente konnten sich nicht mehr entfalten. An der Stelle einer bunten, international geprägten Kultur trat nun die Gleichschaltung aller kulturellen Aktivitäten.“ (Zitat aus dem Katalog des Deutschen Historischen Museums zur Ausstellung.) Im Deutschen Historischen Museum (Pei-Bau) gibt es eine (kostenfreie) Ausstellung über die gesellschaftliche und politische Entwicklung vom 30. Januar 1933 bis zum 9. November 1938.

 

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